Eine unglaubliche Geschichte – der Telekom-Werbespot

Wer kennt ihn nicht – den aktuellen Werbespot der Telekom, der zur Zeit in aller Munde ist? Eine Castingshow, ein etwas untersetzter Mann ca. 40 Jahre alt und optisch nicht gerade ein „Highlight“ betritt die Bühne und wird von der Jury gefragt, was er vortragen möchte. Bei der Antwort „Oper“ sieht man die Jurymitglieder, wie sie ihre Augen verdrehen und im nächsten Schnitt, wie sich ein paar Mädchen vor einem Handydisplay ausschütten vor Lachen. Aber als er anfängt zu singen (die Arie „Nessun Dorma“ aus der Oper von Giacomo Puccini), wechselt die Atmosphäre: die gelangweilten Jurymitglieder horchen auf, Menschen aller Altersklassen, zuhause, bei der Arbeit, in der Bahn, vor ihrem Laptop oder ihrem Handy sind ergriffen und begeistert und nicht nur den Mädchen laufen ein paar Tränen die Wangen hinunter…

Für mich war es ebenfalls ein gut gemachter Werbefilm, bis ich las, dass diese ganze Geschichte authentisch ist: bei dem Mann handelt es sich um den 37jährigen Paul Potts aus Großbritannien, der vor fast genau einem Jahr bei dem britischen Talentwettbewerb „Britain’s Got Talent“ (dem Äquivalent zu „DSDS – Deutschland sucht den Superstar“) mitmachte und als absolutes Gegenstück zu den sonst in diesen Shows üblichen jungen, gutaussehenden, geschniegelten und selbstbewusst auftretenden Teilnehmern auch noch mit einer Opernarie diesen Wettbewerb gewinnt.

Der Sohn eines Busfahrers und einer Supermarktkassiererin war schon in der Schule beliebtes Mobbingopfer. Seine einzige Freude war das Singen im Schulchor und er bezeichnete später seine Stimme als „einzigen wahren Freund“. 1999 nahm er erstmals an einem Talentwettbewerb teil und gewann 8000 Pfund, mit denen er Gesangsunterricht bei den Gesanglehrern von Luciano Pavarotti in Italien finanzierte. Leider blieb das Glück ihm nicht hold: durch mehrere schwere Krankheiten wie z.B. Krebs musste er von seinem Ziel, Opernsänger zu werden, Abstand nehmen. Stattdessen verdiente er seine Brötchen erst als Regalpacker im Supermarkt und dann als Verkäufer von Mobiltelefonen. Da er von diesen Jobs gerade ’mal leben konnte, waren natürlich auch keine Gesangsstunden mehr drin. Dieser Talentwettbewerb war für Paul Potts nach 4 Jahren wieder eine Chance, an seinem ursprünglichen Ziel zu singen weiterzuarbeiten – und sofort mit durchschlagendem Erfolg! Diese Stimme zog nicht nur die Jury in ihren Bann. Inzwischen hat er auch eine CD herausgebracht: „One Chance“, auf der „Nessun Dorma“ (heißt übrigens „Niemand schlafe“) natürlich auch vertreten ist neben weiteren, nicht nur klassischen Stücken.

Diesem Mann gönnt man, dass er endlich ’mal auf der Sonnenseite des Lebens steht – und nicht, dass sich bewahrheitet, was er selbst befürchtet: „Ich habe Angst, dass ich eines Tages aufwache und es war alles ein Traum. Dass mich jemand kneift und sagt: Wach auf, es ist Zeit, zur Arbeit zu gehen. Endlich tue ich das, was ich immer tun sollte – etwas, das ich liebe und das mir soviel Freude gibt.“

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